28. Januar 2019

Mehrwegflaschen: Auf Talfahrt

Statistiken belegen: Obwohl Abfallvermeidung höchste Priorität hat, sinkt der Anteil an Mehrwegflaschen stetig.

SRHBlogbeitraegeSRHMehrwegflascheTitelKopie.jpg

Geht es nach dem neuen Verpackungsgesetz, das am 1. Januar 2019 in Kraft trat, gibt es nur einen Weg hin zu einem nachhaltigen Getränkekonsum: Mehrweg. 70 Prozent aller Getränke sollen in Mehrwegflaschen abgefüllt werden, so die Vorgabe. Erhebungen zeigen nun: Zum einen verfehlen wir das Ziel heute bei Weitem (2016 lag der Anteil bei ca. 43 Prozent*). Zum anderen ist der Mehrwegflaschenanteil seit Anfang des Jahrtausends rückläufig. 2004 verzeichneten wir noch 71 Prozent! Damals hätten wir die heutige Vorgabe also erfüllt. Wie kann das sein?

 

Veränderter Handel, verändertes Konsumverhalten

Die Gründe für den stetigen Abwärtstrend sind vielschichtig und können bei Interesse in einem Bericht des Umweltbundesamtes genauer nachvollzogen werden. Wir stellen hier drei wichtige Gründe für den Abwärtstrend heraus:

  • Der Getränkeverbrauch verändert sich. Während die Deutschen immer weniger Bier und Erfrischungsgetränke konsumieren, steigt der Wasserverbrauch stetig. Gut für die Gesundheit, schlecht für die Umweltbilanz, denn Bier ist seit Langem der Klassiker unter den Mehrweg-Pfandgetränken. Wasser hingegen wird meist in Einweg-Plastikflaschen gefüllt.
  • Der Einzelhandel verändert sich. Vor allem Discounter haben ihren Anteil am Getränkemarkt erhöht, führen aber kaum Mehrwegverpackungen. Das 2003 eingeführte Einwegpfand hat zwar die Rücknahme- und Recyclingquote bei Einwegflaschen verbessert, auf den Mehrweganteil hat das aber keine Auswirkung.
  • Die Konsumgewohnheiten verändern sich. Fast in jedem Supermarkt gibt es heute eine große Getränkestation neben der Kasse, um Impulskäufer zu locken. Und die greifen häufig zur „handlichen“ Dose, die sich schnell öffnen, austrinken und entsorgen lässt. Wegwerfmentalität in Reinkultur.

 

Umweltministerin Schulze: #wenigeristmehr

Parallel zum neuen Verpackungsgesetz hat Umweltministerin Schulze die Kampagne „Nein zur Wegwerfgesellschaft“ gestartet, die Anreize für Mehrweg liefern soll. Zugleich verkünden die großen Discounter zwar Umweltoffensiven, sehen aber nicht vor, in Zukunft Mehrwegflaschen zu nutzen. Und nun? Abwarten und aufs Beste hoffen? 

Nein! Natürlich ist zu wünschen, dass das Verpackungsgesetz Wirkung zeigt und dass die Politik den Druck erhöhen kann. Zugleich sind aber auch wir Verbraucher gefragt. Sagt ‚Nein’ zu Einwegflaschen, Einweg-Kaffeebechern und anderen Wegwerfsünden. So können wir einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, die Talfahrt aufzuhalten und wieder nach oben zu kommen.

 

Gut zu wissen: Wann ist Mehrweg ökologischer? 

Bei Mehrwegflaschen unterscheiden wir zwischen Glas und Mehrweg-PET. Ihr Umweltvorteil liegt auf der Hand: Einwegflaschen werden nach einmaligem Gebrauch entsorgt. Sie können recycelt werden, aber das kostet Ressourcen. Glasflaschen können hingegen bis zu 50-mal, Mehrweg-PET-Flaschen bis zu 20-mal wiederverwendet werden. Was das bedeutet, zeigt eine Grafik des BMU.

Wichtig ist noch zu sagen, dass die deutlich schwereren Glasflaschen beim Transport mehr Ressourcen (Kraftstoff) verbrauchen als Einwegflaschen. Um nachhaltiger zu sein, müssen die Glasflaschen also möglichst nah am Ort, wo sie verkauft werden, abgefüllt werden.

Unterstütze unsere Initiative Sauberes Hamburg und setze ein Zeichen für unsere schöne Stadt. Mach mit.

*Die Messungen für 2017 und 2018 sind in den Studien nicht aufgeführt.